Im vierten Modul haben uns die Dozenten Kurt Faller und Joseph Rieforth ausführlich den systemischen Ansatz der Mediation vorgestellt.
Kurz vor diesem Modul tauchte im Rahmen eines DGM-Treffens spannende Fragen auf: was ist eigentlich „systemisch“? Muß Mediation systemisch sein? Was, wenn nicht? Mit diesen Fragen und einer gewissen Verunsicherung besuchte ich das vierte Modul.
Um es vorweg zu sagen, Begriffe wie Kybernetik und Autopoiese empfinde ich immer noch als „sperrig“ und könnte sie nicht spontan erklären. Ich hoffe aber, daß ich den systemischen Ansatz in der Grundlage verstanden habe – auch wenn es dort noch viel zu vertiefen gibt.
Ausgangspunkt:
Was macht ein Problem zu einem Problem?
– es muß von einem Menschen als Problem empfunden werden
– der Mensch muß das Problem als so intensiv empfinden, daß er/sie sich äußert
wichtig: hinter jedem Problem steckt ein Wunsch (ein Interesse/Bedürfnis)
Die Lösung ist die realische Form des Wunsches.
Wie kommt man zur Lösung?
Z.B. mit dem 9-Felder-Modell – siehe hier Seite 25.
Systemische Grundlage:
Grundideen, Ziele und Modell (siehe hier)
Welche Fragen sollte sich ein systemischer Berater/eine systemische Beraterin stellen?
– Wer gehört zum Problemsystem (also: wer ist betroffen)?
– Wie wird das Problem von den Betroffenen definiert, welche Erwartungen haben sie?
– Wie kann ich als Berater/Beraterin Neutralität wahren?
– Wie kann ich als Berater/Beraterin bzw. Mediator/Mediatorin möglichst schnell eine tragende Beziehung zu allen Mitgliedern des Systems herstellen (Allparteilichkeit)?
– Wie vermag ich als Berater/Beraterin bzw. Mediator/Mediatorin sowohl Teil des Systems als auch Außenstehender zu sein?
– Wie lassen sich Eigenschaften und Verhaltenssequenzen „verflüssigen“?
– Wie lassen sich Gegenwar und Zukunft zu ihrem Recht verhelfen?
– Welches sind die wesentlichen, neue Lösungen verhindernden, Muster und wie läßt sich daran arbeiten?
– Wie lassen sich Regeln erkennen und verändern?
– Wie lassen sich Eigeninitiative und Eigenverantwortung aktivieren?
– Wie lassen sich neue Ideen und Bedeutungen einführen, die einen Unterschied machen?
Wie? Systemische Gesprächsführung – vor allem durch Fragen
wichtig: die Haltung hinter den Fragen ist entscheidend – respektvolle Neugier!
Beispiele für Fragetypen
Wahrnehmungspositionen:
1. Position: was ich fühle
2. Position: in den anderen einfühlen
3. Position: von außen betrachten
Hierzu paßt dann die Geschichte von Tünnes und Schäl und den drei Schwänen.
Zusätzlich wurden uns dann noch die Grundsätze und Unterschiede einiger Ansätze der Mediation (klassisches Setting, systemische Mediation und transformative Mediation) vorgestellt.
Abschließend haben wir noch gelernt, wie man Systemzeichnungen erstellt, die alle relevanten Personen und Kontexte erfassen und einen Blick auf das relevante System ermöglichen.
Stichworte für eine mögliche Vertiefung:
– Mailänder Modell
– Johari-Fenster
– Metakommunikation von Gregory Bateson
– Logotherapie von Viktor Frankl
– Resilienzforschung
– Salutogenese nach Antonovsky