In den Kursunterlagen für die Summer School in Berlin befand sich auch ein Ausschnitt aus Robert Boltons „People skills“ und zwar zum Thema „Listening skills“. Ein spannendes Thema – daher habe ich mir das Buch von Bolton besorgt. Eine gute Zusammenfassung in englischer Sprache findet man aber auch hier.
Bolton ist der Ansicht, daß man zum guten Zuhören eigentlich drei grundlegende Fähigkeiten braucht:
– attending skills
– following skills
– reflecting skills
Alles läßt sich lernen, auch wenn es Jahre dauern kann, bis man es unbewußt richtig und gut anwendet.
Was aber sind diese Fähigkeiten?
Bei den „attending skills“ geht es um Aufmerksamkeit und Anteilnahme – z.B. durch Körperhaltung, angemessene Körperbewegung, Augenkontakt und eine nichtablenkende Umgebung. Die körperliche Aufmerksamkeit fördert insoweit die psychische Präsenz.
Als „following skills“ nennt Bolton Türöffner, kleine Ermutigungen, aufmerksames Schweigen und – selten – auch Fragen.
Als „reflecting skills“ benennt Bolton das Paraphrasieren und das Spiegeln von Gefühlen und Bedeutungen.
Dabei ist dieser Teil aufgrund der Besonderheiten menschlicher Kommunikation besonders wichtig.
– Worte sind nur ungenaue Kommunikationshilfsmittel (z.B. unterschiedliche Bedeutungen, die einem Wort beigemessen werden)
– es gibt verschlüsselte Botschaften
– das präsentierte „Problem“ ist nicht das Hauptanliegen
– der Sprecher ist gegenüber seinen Gefühlen blind bzw. von ihnen geblendet
– der Zuhörer kann schnell abgelenkt werden
– Filter verzerren, was der Zuhörer hört
Spiegelndes Zuhören ermöglicht es dem Zuhörer, zu überprüfen, was er hört und gleichzeitig sein Interesse zu zeigen.
Zusätzlich ist es wichtig, daß man die Körpersprache lesen kann. Bolton bezeichnet das „Verhalten“ als ununterbrochenen Informationsstrom und Quelle zu Hinweisen über die Gefühle, die der Gesprächspartner erlebt. Körpersprache teilt mit, was dem Sprecher am wichtigsten ist. Aber: wir müssen uns natürlich auf bestimmte Aspekte beschränken – dies sollten die hilfreichsten Aspekte sein, nämlich:
– Gesichtsausdruck
– stimmliche Hinweise
– Körperhaltung, Gesten und Handlungen
– Kleidung, äußeres Erscheinungsbild und Umfeld
Diese Hinweise muß man allerdings im Zusammenhang „lesen“ – wichtig ist es z.B. festzustellen, ob Widersprüche auftauchen. Dabei muß man sich aber auch seiner eigenen Gefühle und Körpersprache bewußt sein. Diese „herausgelesenen“ Gefühle kann man dem Sprecher spiegeln:
– Zuhörer kann die Richtigkeit seiner Annahmen überprüfen
– Zuhörer hilft dem Sprecher, sich seiner Gefühle bewußt zu werden
– Zuhörer ermutigt den Sprecher
– der Sprecher fühlt sich verstanden
– kann zu einer Katharsis führen
Dies alles kann man üben und immer weiter verbessern. Bolton selbst schreibt, daß „Zuhören“ niemals einfach ist – es kann sogar sehr anstrengend sein, oft aber auch eine sehr schöne Erfahrung.
Es scheint ein weiter Weg zu sein, bis aus dem „hören“ ein „zuhören“ im Sinne von Bolton wird …..